Die Idee war geboren, den vielen Anfragen von Lehrern nachzukommen, die didaktische Konzepte zur Verhinderung bzw. zur Behebung einer Rechenschwäche suchten. Ein kleines Buch sollte es werden, locker geschrieben und reichlich illustriert. Die erste Herausforderung bestand aus einer eingängigen, illustrierten Assoziation des Größer- und Kleinerzeichens. In der Schule wird dafür häufig das Maul eines Krokodils herangezogen, da dieses, aus bestimmten Perspektiven betrachtet, die entsprechenden Zeichen „<” und „>” nachzubilden scheint, immer mit der Absicht, das Größere zu verschlingen. Prima – das brauchte ich – und schon wurde der Bleistift gezückt, herumgekritzelt und nach vielen erbärmlichen Versuche wieder zur Seite gelegt, zum Wohle aller, die dieses Buch später lesen sollten. “Es muss doch Leute geben, die das besser können und deren Erzeugnisse man im Internet findet.” Und Tatsächlich: Es gibt wirklich viele davon und viele sind wirklich richtig gut. Rasch wurde das Erstbeste gegen eine Lizenzgebühr erworben und heruntergeladen. (Lizenzen sollte man im Übrigen unbedingt erwerben, bevor man mit dem geistigen Gut eines Kreativen kommerzielle Werke erstellt, sonst kann das böse enden.)
Da war sie: die erste Illustration für das Buch – ein Krokodil. Ich benötigte noch weitere Figuren. Einen Affen, der Schielen und Mengengrößen unterscheiden kann und eine Biene, als Vertreter der außergewöhnlichen Tiere, die – und das wusste ich zuvor auch nicht – in der Lage sind, mengenbasierte Handlungen vorzunehmen, also Mathematik, im primitiven Sinne zu betreiben. Auch dafür findet man viele gute Zeichnungen, aber so sehr man auch sucht – keine will zu der anderen passen. – Anderer Zeichenstil – andere Farbgebung – alles andere als zufriedenstellend. Der Buchentwurf mit den so zusammengewürfelten Gemälden gefiel mir letztendlich ganz und gar nicht und ich verlor die Lust weiter daran zu arbeiten. Das Werk wurde eingestampft.
Es kam dann ausgerechnet jemand, der von nichts eine Ahnung hat und half mir mit einer kurzen Bemerkung auf die Sprünge: „Mach doch einfach ein Video!” – Na klar! Video- und Fototechnik setzte ich eh schon in einigen meiner Therapien als moderner Ersatz von Spiegeln und anderen Selbstkontrollmaterialien ein. Warum also die Technik nicht ausbauen und YouTuber werden. Aber auch dazu braucht es Illustrationen. Zum Glück erfuhr ich, dass der Komponist der Titelmelodie, die seither am Anfang jeder Folge der YouTube-Reihe “Mathe von NULL an” ertönt, auch zeichnerisch einiges auf dem Kasten hat und er erstellte mir zur Probe das Krokodil, den Affen und die Biene. Ich war begeistert. Zeichnungen, die nicht unbedingt kinderspezifisch auf niedlich, zärtlich und heile Welt getrimmt sind, sondern die auch Erwachsenen ein Schmunzeln abgewinnen können, insbesondere die Gruppe der Schüler, die ich unmittelbar nach den Tieren in Auftrag gab.
Die neuesten Zeichnungen der Lehrerin und des Lehrers finde ich besonders gelungen. Sie strahlen in meinen Augen absolut die unbekümmerte Leichtigkeit der Mathematik aus. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf die nächsten Zeichnungen von Nils.